Bevor sich 2024 morgen mit einem lauten Knall verabschiedet, blicken wir bei y-nachten. de nochmal auf das Jahr und die Debatten und Themen zurück, die uns beschäftigt haben, und lassen dazu die fünf Beiträge Revue passieren, die in den letzten 12 Monaten die meisten Klicks und Leser*innen erreichten.
Platz 5: Sebastian – Märtyrer, Pestheiliger, queere Ikone. Ein #Booked von Mara Klein
Holy queerness Sebastian? Diese Geschichte erzählt ein neues Buch über den bekannten Heiligen. Mara Klein hat es für uns gelesen und berichtete, was es bedeutet, wenn queere Heiligenstorys nicht nur zwischen den Zeilen zu finden sind.
Wie kommt es überhaupt dazu, dass ein „historisch nicht fassbarer“ Heiliger aus seinem legendär zugeschriebenen Ruheort, der Kloake Roms, zu dem Pestheiligen und später zur Pop-Ikone aufsteigt?
Höllinger und Goertz zeigen in ihrem dichten und facettenreichen Buch, dass eine Aufarbeitung queerer Rezeptio von christlicher Tradition auch für die Theologie möglich und lohnend ist.
Platz 4: Gender Ideologie!? Ein #Booked von Mirijam Salfinger
In seinem Buch „Gender Ideologie!? Eine katholische Kritik“ unterzieht der 2021 emeritierte Professor für Theologische Ethik Gerhard Marschütz die u.a. lehramtliche und rechtskonservative Kritik an der vermeintlichen Gender Ideologie einer katholisch-theologischen Kritik. Mirijam Salfinger hat für uns einen Blick hineingeworfen.
Die naturwissenschaftlich belegte Komplexität und Vielfalt menschlicher Körper zeige klar auf, dass es natürliche Zweigeschlechtlichkeit, wie sie nicht nur in der lehramtlichen Theologie, sondern darüber hinaus auch in der allgemein verbreiteten Alltagstheorie angenommen wird, in dieser Klarheit nicht existiert.
Da jedoch aus theologisch-ethischer Sicht „die Würdigung der Vielfalt“ „zur zentralen Aufgabe der Kirche“ gehört, muss laut Marschütz die essentialistisch-naturrechtlich aufgefasste Geschlechteranthropologie zugunsten einer freiheitstheologischen Logik aufgegeben werden.
Platz 3: Die Auferstehung – Ein Aprilscherz? Ein Beitrag von Dr. Andrew Doole
Die Osterbotschaft lautet: „Christus ist auferstanden!“, wenn darauf der Ausruf „April, April!“ folgt, dann ist nicht Ostern, sondern der 1. April. Da in diesem Jahr beides zusammenfiel, ging der Neutestamentler Andrew Doole auf Erkundungstour durch die vier Evangelien und fragte: Wie glaubwürdig ist der Glaube an die Auferstehung Jesu?
Christus ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden! Wahrhaftig. Ernsthaft. Ohne Schmäh. Diese Formulierung „wahrhaftig“ verrät irgendwie eine (liturgische) Notwendigkeit, Zweifel an der Auferstehung zu beseitigen.
Ist die Auferstehung der größte – und erfolgreichste – Aprilscherz aller Zeiten? Die Evangelien geben sich auf jeden Fall Mühe, zu beweisen, dass die Frauen nicht einfach irrtümlich am falschen Grab waren.
Platz 2: Was mich das Lesen der Sämtlichen Werke Karl Rahners in den letzten Jahren gelehrt hat. Ein Beitrag von Dr. Benedikt Collinet
Wer an Karl Rahner (1904-1984) denkt, wird vermutlich Superlative im Blick haben: einer der größten Konzilstheologen, Vordenker der deutschsprachigen Freiheitstheologie, herausragender jesuitischer Denker, bahnbrechender systematischer Theologe und vor allem Verfasser von schier endlosen Bandwurmsätzen. In diesem Monat wäre Rahner 120 Jahre alt geworden, tatsächlich begehen wir seinen 40. Todestag. Ein guter Moment zum Innehalten und sich fragen, was er uns heute noch zu sagen hat. Benedikt Collinet, der an der Universität Innsbruck in einem FWF-Projekt (2019-2024) zu Karl Rahners Bibelzugang forscht, nahm uns mit auf einen Blick in seine „Rahner-Werkstatt“.
Rahner schreckt nicht vor großen Aufgaben zurück und auch nicht vor schwierigen Themen. Er bildete sich seine Meinung, auch wenn dies manchmal jahrelang gedauert hat. Und in all dem findet sich keine eitle Abgehobenheit in seinen Texten. Nicht alle seine Texte sind kompliziert, aber er simplifiziert auch nicht, was sich nicht leichter oder plakativer sagen lässt.
In den 1960er-Jahren ist Rahner als Konzilsberater zwischen Rom und Innsbruck hin- und hergerissen, bevor er 1964 nach München und kurz darauf nach Münster wechselt. Erst nach seiner Emeritierung wird er für die letzten Lebensjahre in die Tiroler Berge zurückkehren, wo er noch heute in der Jesuitenkirche in einem schlichten Grab in der Krypta bestattet ist.
Platz 1: „Bitte betet nicht für meinen Sohn“ – Warum der Heilungswunsch für behinderte Menschen unchristlich ist. Ein Beitrag von Fredi Schönecker
In vielen Gebeten, in denen es um Heilung für Notleidende geht, werden behinderte Menschen oftmals miteinbezogen. Fredi Schönecker erklärte, warum dies problematisch ist, und zeigte als pflegendes Elternteil auf, was die (katholische) Kirche und die Gemeinschaft der Gläubigen tun kann.
Wer liebt, der begegnet der anderen Person auf Augenhöhe und nimmt sie ernst. Auch behinderte Menschen sind unsere Nächsten und müssen in dieser Konsequenz ernst genommen werden.
Die Gemeinde muss für Diversität ihrer Mitglieder sensibilisiert werden. Es muss deutlich gemacht werden, dass alle Menschen willkommen sind, unabhängig davon wie ihre Körper aussehen oder welche Geräusche und Bewegungen sie machen.
Die ganze Redaktion wünscht einen guten Rutsch und ein frohes, gesundes und glückliches Jahr 2025.
Du weißt noch nicht, was du im neuen Jahr lesen kannst? Wir hätten da etwas für dich im Regal!
Hashtag der Woche: #throwbackmonday
Bilder: Jules PT (Titelbild) – Unsplash Licence, von oben nach unten: Isi Parente – Unsplash Licence; John Schaidler – Unsplash Licence; Kelly Sikkema – Unsplash Licence; Susan Q Yin – Unsplash Licence sowie geralt