In Stuttgart haben sich die Mitglieder des Nachwuchsnetzwerkes Dogmatik & Fundamentaltheologie zu ihrer jährlichen Konferenz getroffen, um sich dieses Jahr der Frage nach der Sprache der Theologie zu widmen. Die Multiperspektivität auf das Thema durch verschiedene Vorträge und Workshops zeigt die Diversität der Themen, mit denen sich die Wissenschaftler*innen in ihren aktuellen Projekten beschäftigen. Für das Tagungsteam berichtet Matija Vudjan.

Welche Sprache spricht die Theologie? An welche inhaltlichen Vorgaben ist sie in ihrer Sprache gebunden? Ist sie sprachfähig – im Hinblick auf andere Wissenschaften wie auch im Hinblick auf die binnenkirchliche und gesamtgesellschaftliche Öffentlichkeit? Und was hat das alles mit mir als Theologin und als Theologe zu tun?

Etwa 40 Promovierende sowie Habilitierende in Systematischer Theologie aus dem gesamten deutschen Sprachraum kamen vom 3. bis 5. April in Stuttgart zusammen, um diese und viele weitere Fragen im Rahmen der zehnten Jahrestagung des Nachwuchsnetzwerks Dogmatik & Fundamentaltheologie unter dem Titel „Wir müssen reden. Religiöse und theologische Sprache im Fokus“ gemeinsam zu diskutieren.

Multiperspektivische Annäherungen an das Thema Sprache und Theologie

Mehrere Annäherungen an das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven prägten die Tagung: Den Aufschlag machte Elisabeth Loos (Halle/Saale) mit einer wissenschaftstheoretischen Untersuchung, in der sie der Frage nach den Übersetzungsmöglichkeiten zwischen der Theologie und den empirischen Wissenschaften angesichts der fortschreitenden intradisziplinären Fragmentierungen nachging. Paula Schütze (Dortmund), Jacob Hesse (Bochum) und Markus Pelzmann (Tübingen) diskutierten Chancen und Grenzen theologischer Metaphorik. Paula Schütze entfaltete eine „Theologie mit der Metapher“, die wesentlich davon geprägt ist, dass sie Metaphern nicht als theologisches Instrument wahrnimmt, sondern sie vielmehr zu ihrem Paradigma macht. Jacob Hesse ging auf verschiedene Versuche ein, die begrifflich ungenaue Rede von Gott durch metaphorische Rede zu präzisieren; dabei setzte er sich insbesondere mit Positionen auseinander, die Metaphern durch weitere Metaphern ergänzen, oder aber jene, die Metaphern durch wörtlich verstandene wahre Aussagen über Gott präzisieren. Markus Pelzmann stellte heraus, dass gerade die mystischen Texte des Mittelalters – Bezugspunkt war hier insbesondere Gertrud von Helfta – changieren zwischen der je persönlichen Erfahrung des Transzendenten und dem Versuch, diese Erfahrung adäquat zur Sprache zu bringen.

Eine weniger beachtete Gesprächspartnerin der Theologie: die Popkultur

Übersetzungsleistungen braucht es nicht nur im Hinblick auf (theologische) Metaphern. Oscar Cuypers-Parsch (Bochum) problematisierte in seinem Beitrag, dass systematische Theologie, wenn sie Gesprächspartner*innen im Bereich des Kulturellen suche, die Popkultur nur stiefmütterlich behandle.

Dabei habe gerade Popkultur einen relevanten Sitz im Leben, stelle sie doch für die meisten Menschen die kulturelle und ästhetische Größe dar, mit der sie am häufigsten Kontakt haben.

Es bestehe also die Notwendigkeit eines Dialogs, der zumal die Popkultur nicht als defizitär betrachten dürfe.

Binnentheologische Begriffsbestimmungen

Stephan Tautz entwarf im Ausgang an liturgiewissenschaftliche Beschäftigungen mit der Mystagogie das Konzept einer „systematischen Theologie als Mystagogie“. Diese biete u. a. Chancen für die Plausibilisierung der Rede von Gott in einer individualisierten und fragmentierten spätmodernen Gesellschaft – vor allem im Hinblick auf die sprachliche Vermittlung und diskursive Absicherung (vorsprachlicher) Gotteserfahrungen.

Zuletzt warf Johannes Frenz (Münster) einen Blick auf binnentheologische Begriffsbestimmungen: Am Beispiel des Parusiebegriffs unterbreitete er einen Vorschlag, wie zentrale Glaubensbegriffe unabhängig von kontextuellen und zeitgebundenen Vorstellungen verstanden werden können.

Praktische Konsequenzen: für wen schreiben Theolog*nnen eigentlich?

Dass die Beschäftigung mit dem Zusammenhang von Theologie und Sprache nicht nur inhaltlicher Natur ist, sondern praktische Relevanz hat, wurde in (mindestens) zwei Programmpunkten deutlich: Agnes Slunitschek (Würzburg) beleuchtete in einem Workshop die Wissenschaftssprache der Theologie.

Für wen schreiben Theolog*innen eigentlich? Muss theologische Sprache notwendigerweise besonders intellektuell klingen? Was macht einen gut lesbaren wissenschaftlichen Text aus – und ist Lesbarkeit wiederum ein Qualitätskriterium für wissenschaftliche Texte?

Dass all diese Fragen nicht ortlos sind, sondern einen ganz konkreten (und für die Theologie prekären!) Sitz im Leben haben, wurde in einem Podiumsgespräch mit Gregor Moser, Pressesprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart, und Eberhard Wein, Redakteur der Stuttgarter Zeitung, deutlich: Laut Gregor Moser habe bestünde die Pressestelle der Diözese ausschließlich aus Nicht-Theolog*innen – worüber er nicht unglücklich sei. Und Eberhard Wein bekundete, dass er als Journalist (und ebenfalls Nicht-Theologe) immer häufiger die Aufgabe übernehme, in Artikeln Glaubensthemen niederschwellig und leicht verständlich aufzubereiten. Der gemeinsame Austausch sowie ein Ausflug zum Hegel-Haus in der Stuttgarter Innenstadt rundeten das Programm ab.

Ausblick

Nach drei intensiven Tagen der Beschäftigung mit Theologie und Sprache bleibt das Learning: Sprache ist eine bleibende Herausforderung für die Theologie – aber ebenso sind es unsere eigene theologische Sprache und unsere Verständlichkeit. Und: Schon jetzt herrscht Vorfreude auf das Wiedersehen im März 2025 – dann wird sich das Nachwuchsnetzwerk auf seiner elften Jahrestagung mit dem Thema loci theologici beschäftigen.

Hashtag der Woche:#BeklauteFrauen


(Beitragsbild: @Colin + Meg auf Unsplash)

Das Nachwuchsnetzwerk Dogmatik und Fundamentaltheologie bildet als fachwissenschaftliches und berufsbezogenes Netzwerk angehender Fundamentaltheolog*innen und Dogmatiker*innen ein interdisziplinäres Dialogforum besonders für Nachwuchswissenschaftler*innen. Die jährlich in Stuttgart stattfindenden Symposien dienen dem Austausch von Ideen, der Vorstellung eigener Projekte und dem wissenschaftlichen sowie hochschulpolitischen Diskurs. Das Netzwerk ist über die Webseite sowie über folgende Email-Adresse zu erreichen: netzwerk.dogmatik-fundamentaltheologie@outlook.de. Berichte vergangener Konferenzen finden Interessiert hier auf y-nachten.de.

matija vudjan

studierte Katholische Theologie in Bochum. Er promoviert derzeit in Dogmatik und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Systematische Theologie des Zentralinstituts für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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