Viele Theologiestudierende kennen die Situation bei Familientreffen danach gefragt zu werden, was sie nach dem Theologiestudium beruflich denn werden wollen. Wir haben Theolog:innen aus unterschiedlichen Berufsfeldern für euch gefragt, was sie eigentlich so machen. Wir freuen uns die neue y-nachten-Reihe mit einem Gespräch mit Dr. Irene Klissenbauer zu eröffnen.
y-nachten.de: Liebe Irene! Du hast also katholische Theologie studiert. Wieso?
Irene Klissenbauer: Aus Interesse an Religionen und religiösen Phänomenen habe ich das Studium begonnen. Geblieben bin ich wegen der Vielfalt an Themen und vor allem aus Interesse an ethischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Themengebieten im Fach Sozialethik.
y-nachten.de: Als was darfst du dich heute beruflich bezeichnen? Wie sieht Dein Berufsalltag aus?
Irene Klissenbauer: Ich bin Redakteurin in der multimedialen ORF-Abteilung für Religion und Ethik. Mein Arbeitsalltag ist sehr vielfältig; neben anderem führe ich Interviews, schreibe Beiträge für religion.ORF.at, gestalte Beiträge für Ö1 (z. B. Im Fokus, Lebenskunst u. a.) und betreue Dokus für die Sendereihen Kreuz & Quer und Feierabend (ORF 2).
y-nachten.de: Was hat Deine Tätigkeit mit deinem Theologiestudium zu tun?
Irene Klissenbauer: In vielen Bereichen baue ich auf mein Wissen auf, auch wenn [die Arbeit] mit anderen religiösen Vorstellungen zu tun hat, sind mir doch die Fragestellungen meist bekannt. Viele Expert*innen und Debatten rund um Religion kenne ich aus meinem Studium und beruflichen Alltag an der Uni Wien.
y-nachten.de: Was an Deiner Tätigkeit hat gar nichts mit deinem Studium zu tun?
Irene Klissenbauer: Aufgrund der Vielfalt des Studiums, hat eigentlich alles irgendwie damit zu tun.
y-nachten.de: Was hat Dich rückblickend auf deine heutige Tätigkeit am meisten vorbereitet?
Irene Klissenbauer: Das genaue Recherchieren und Nachfragen/Hinterfragen-lernen hilft in diesem Beruf jeden Tag. Die Vielfalt an Themen, die im Studium vorgekommen sind, hilft mir heute, mich schnell in neue Bereiche einzuarbeiten.
y-nachten.de: Wie hast du außerhalb vom Berufsleben von deinem Theologiestudium profitiert?
Irene Klissenbauer: Viele ethische Fragen, die im Studium Thema waren, stellen sich irgendwann auch im Alltag und wenn es nur in Diskussionen ist (hier zumindest Rahmenbedingungen schon einmal zu kennen, war und ist hilfreich).
y-nachten.de: Was würdest du allen Theologiestudierenden raten, die von Verwandten regelmäßig gefragt werden, was sie denn später mal machen?
Irene Klissenbauer: Erzählen, warum man sich für das Studium interessiert, was daran spannend ist, warum man bleibt.
y-nachten.de: Was muss sich am Theologiestudium dringend ändern?
Irene Klissenbauer: Es sollte mehr Möglichkeiten geben, eigene Vertiefungen zu wählen und sich so auch zu spezialisieren, etwa durch Verbindungen auch mit anderen Studienzweigen. Ich selbst habe z. B. eine Spezialisierung in Ethik gemacht und hier auch viel aus den Studien der Philosophie und Rechtswissenschaft gelernt.
y-nachten.de: Worin siehst du gegenwärtig Herausforderungen und Chancen für dein Berufsfeld?
Irene Klissenbauer: Medien haben an Glaubwürdigkeit und Vertrauen eingebüßt, hier gilt es durch qualitativ gute Arbeit gegenzusteuern.
y-nachten.de: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg weiterhin!
Hashtag der Woche: #wastheologinnensomachen
(Beitragsbild: John Schnobrich)