Am letzten Wochenende fand zum zweiten Mal der ökumenische Hackathon #glaubengemeinsam statt. Über 400 Teilnehmer:innen haben dabei innerhalb von 48 Stunden Ideen für eine zukunftsfähige Kirche nach dem Lockdown weitergedacht und zum Teil erste Prototypen entwickelt. Welche Themen im Fokus standen und was daraus geworden ist, haben die y-nachten-Redakteur:innen Antonia Lelle und Christoph Naglmeier bei einigen Teams nachgefragt.

Ein Online-Magazin, das Türen statt Schubladen öffnet

In der Gruppenfindungsphase fragte Micha: Braucht es eigentlich noch ein Online-Magazin?“ Eine berechtigte Frage. Die Idee eingereicht hatten Ben, Bettina und Jaana von der Redaktion der „Korrekten Bande“, dem eingestellten Printmagazin der Jesus Freaks. Nach kurzer Zeit sprang die Begeisterung auf das gesamte Hackathon-Team über. Zu fünft kamen wir zum Ergebnis, dass das Projekt seine Berechtigung hat und im Internet mehr Leser:innen finden kann. Denn es soll nicht irgendein Magazin sein, sondern eins, das Menschen aus verschiedenen christlichen Prägungen miteinander ins Gespräch bringt. Schreiben kann jede:r, denn jede:r kann persönliche Erlebnisse und Erfahrungen einbringen, Fragen und Zweifel äußern. Wichtig ist uns dabei, dass das Magazin ökumenisch ausgerichtet ist, weil wir uns nicht um Labels kümmern, sondern um Menschen und weil wir lieber Türen öffnen als Schubladen. Während des Hackathons haben wir die Projektidee diskutiert, erweitert und konkretisiert. Wir haben im Team Gemeinsamkeiten über Konfessionsgrenzen hinweg entdeckt sowie unsere jeweiligen Standpunkte und Sichtweisen erklärt. Das alles hat uns große Lust gemacht, den Weg hin zum Online-Magazin gemeinsam zu gehen. Mit Hilfe der Mentor:innen haben wir dazu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten ausgelotet. Dabei hat uns z.B. Birgit Dierks von midi bestärkt, an unserem Projekt festzuhalten. Sie meinte: „Jeder Kirchenkreis sollte Interesse daran haben, dass es euch gibt!“ Warum? Weil wir mit diesem offenen Angebot Menschen, die im Digitalen christliche Gemeinschaft und Impulse suchen, ebenso ansprechen wie kirchenferne Menschen, die sich allgemein für Glauben und Spiritualität interessieren. So kann das Online-Magazin als Brücke zwischen individuellem Glauben und Gemeinschaftsglauben dienen. Wenn du mitmachen oder wissen willst, wie es weitergeht, schau nach auf: www.korrektebande.de

Bettina Kammer wohnt mit ihrer Familie in Berlin. Nach vielen Jahren im Redaktions- und Kommunikationsbereich studiert sie nun Museumspädagogik.


Kirche schafft neue (Frei)Räume

Was machen wir mit der Eisdiele im Winter? Und wie attraktiv sind denn unsere Innenstädte noch nach Corona? Welche Sehnsucht haben Menschen nach Corona, wenn sie in der Stadt unterwegs sind? In den 48 Stunden beschäftigte sich unser buntes, ökumenisches Team mit 19 Kreativen verteilt aus Deutschland und Österreich mit der Frage, welche Räume Menschen nach Corona brauchen und wie wir diese gestalten können. Heraus kam ein Handbuch mit Anregungen, Tipps und Tricks rund um die Konzeptionierung und Durchführung eines Raumes oder eines Ladenlokals in der Innenstadt, in dem sich Menschen wohlfühlen und begegnen dürfen, der mit seinem Spirit dazu einlädt, dass Menschen einfach da sein können. Mit unseren Überlegungen möchten wir andere dazu ermutigen, sich von der Herausforderung, die ein solches Projekt mit sich bringt, nicht abschrecken zu lassen. Menschen sollen sich auch nach Corona in ihren Innenstädten wohlfühlen können und Räume auffinden, in denen sie nach der schweren Corona-Zeit der Sehnsucht nach Leichtigkeit und Begegnungen nachgehen können. Immer wieder sind wir dabei beim Dolce-Vita-Gefühl hängen geblieben, das wir den Menschen ermöglichen möchten.

Monika Maurus, 30,  Pastoralreferentin BDKJ/BJA Rottenburg-Stuttgart.


Glauben im Netz – Wikipedia besser machen

Wikipedia ist  für viele Menschen das Nachschlagewerk Nummer eins, auch für die Bereiche Glauben, Theologie und Kirche. Ein guter Grund, sich in die redaktionelle Arbeit einzuklinken. Denn Wikipedia hat Verbesserungsbedarf. Zum einen sind viele Artikel über religiöse, theologische oder kirchliche Themen und Persönlichkeiten verbesserungswürdig. Zum anderen sind Frauen der Kirchen- und Theologiegeschichte bei Wikipedia nach wie vor unterrepräsentiert. Es gibt zu selten die Gelegenheit für eine gemeinsame Umgebung, in der zu Themen wie Glauben, Theologie und Kirche gefragt, geschrieben und ergänzt werden kann. Die Vernetzung kirchlich oder christlich orientierter Personen bezogen auf Wikipedia ist ebenfalls eindeutig verbesserungsfähig. Wie kann eine Verbesserung dieser Situation erreicht werden? Im Rahmen des Hackathons haben Iva, Martina und Tobias eine Planungsgruppe realisiert, die einen gemeinsamen Workshop plant. Nach der Klärung von Details in der praktischen Arbeit haben wir das folgende Erklärvideo realisiert. Zudem ist ein Edit-a-thon, also eine Schreibwerkstatt, am Pfingstsamstag in Planung.

Iva, Berlin.


Kirchenfeedback

Kirchenfeedback.de ist eine Initiative des gemeinnützigen Vereins Institut für Kirche 4.0 e.V. mit Sitz in Berlin. Die Idee entstand zum Ende des Hackathon 2020, entwickelte sich im Laufe des Jahres weiter und ist seit November 2020 online. Zum Hackathon 2021 sind wir als Partner dabei gewesen, wollen vernetzten, und Akteure in dem Bereich zusammenbringen. Derzeit arbeiten wir bereits mit über 140 Gemeinden zusammen. Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat folgenden Satz geprägt: „Man kann nicht nicht kommunizieren.” Unsere Erfahrung als Leitende in Gemeinden ist, dass es sich mit Feedback genauso verhält: Man kann nicht nicht feedbacken. Die Abstimmung mit den Füßen ist oft die letzte Reaktion von engagierten Mitarbeitenden oder Besucher:innen. Nach dem Hackathon 2020, bei dem es für uns im Schwerpunkt um das Thema Kommunikation und agile Kirche ging, war die Idee geboren, einen Raum zu entwickeln, der auf verschiedenen Ebenen weiterhilft. Feedback ist unserer Ansicht nach eine wertvolle Ressource, um Gemeinden zum Blühen zu bringen. Aber um Feedback nutzen zu können, muss es konstruktiv und strukturiert gebündelt werden. Nicht als „einmalige“ Umfrage in der Gemeinde oder als öffentlicher Post, sondern als gelebte und vertrauenswürdige Kultur. Wir bieten mit der Initiative Kirchenfeedback.de eine vertrauenswürdige Plattform, über die die Menschen in und auch außerhalb einer Kirchengemeinde ihre wertvolle Perspektive einbringen können. Wir gehen dann bei entsprechend vielen Feedbacks auf die Leitenden vor Ort zu und bieten ihnen an, sich das Feedback der Menschen genauer anzusehen. Ganz aktuell entwickeln wir in einer Arbeitsgruppe aus frei- und landeskirchlich engangierten Menschen das Label „Transparente Kirche“. Hier haben wir 10 Punkte entwickelt, damit Kirche nicht mehr als „Black Box“ wahrgenommen wird. Dabei beziehen wir insbesondere Entscheidungsstrukturen sowie Fragen nach potenziellem Missbrauch mit ein.

Heiko Kienbaum.


Christliches Coworking

Es gibt viele gute Gründe, warum Kirchen einen Coworking-Space gründen sollten. Nach der Coronapandemie wird sich unser Arbeiten verändern, die Zeit von vielen Einzelbüros ist vorbei. Einige Firmen haben schon Büroräume abgegeben und setzen verstärkt auf Homeoffice, flexiblere Büroräume oder Coworking-Spaces. Hinzukommt, dass in Zukunft die Kirchen noch viel mehr Räumlichkeiten haben werden, die eine geringe Auslastung haben. Die geschaffene Infrastruktur (WLAN, guter Kaffee usw.) und die einladende Atmosphäre kommt auch der Kerngemeinde zugute. Wenn Ehrenamtliche und Hauptamtlichen im Coworking-Space arbeiten, wird Gemeinde sichtbar und ansprechbar. Außerdem treffen in einem Coworking-Space Menschen mit Begabungen und Fähigkeiten aufeinander, die sich sonst nicht begegnen würden bzw. nicht so eng zusammenarbeiten könnten. Und gerade nach dem Lockdown wird es wichtig sein, wieder Räume zu haben, in denen man sich begegnen, austauschen und Gemeinschaft leben kann, Coworking-Spaces sind dafür die perfekte Gelegenheit, nach dem Hochfahren diesen Raum zu bieten. Es gibt schon einige coole christliches Coworking-Projekte, allerdings sind sie meist nur schwer auffindbar und befinden sich auf irgendeiner Subpage einer großen Seite. Das wollen wir ändern. Deshalb haben wir (ein zehnköpfiges Team + Unterstützer:innennetz) eine Homepage erstellt, auf der es eine Map mit allen bereits bestehenden christlichen Coworking-Spaces gibt, die wachsen soll. Und wir wollen informieren darüber, was es braucht um einen Space zu gründen. Dafür sind die Kontakte zu bestehenden Coworking-Projekte schon mal ein Anfang, aber auch weitere Erste-Schritte, Argumentationshilfen zur Überzeugung der entscheidenden Gremien und aufzeigen von Finanzierungsmöglichkeiten sind geplant. Die Map und erste Informationen gibt es schon unter christliches-coworking.info. Schaut vorbei und lasst euch begeistern von der Vision: Jeder Kirchturm ein Space!

Manuel Uzelmaier.


Lust auf mehr von diesen Ideen und dann in ausführlicher Variante? Am Ostermontag 19:00 Uhr veranstalten die Initiator:innen des Glaubenshacks ein Feedback- und Vernetzungstreffen, zu dem nicht nur die Hackathon-Community von letztem Wochenende, sondern auch weitere Interessierte eingeladen sind. Die genauen Infos dazu findet ihr unter www.glaubengemeinsam.de.

Hashtag der Woche: #glaubengemeinsam


Beitragsbild: (fancycrave1 auf pixabay)

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