Vom 26. bis 28. März geht der ökumenische Hackathon #glaubengemeinsam in die zweite Runde. Antonia Lelle und Christoph Naglmeier haben mit Anna-Nicole Heinrich über den Hackathon 2021 #glaubengemeinsam gesprochen, bei dem sich Menschen ein Wochenende lang in digitalen Arbeitsgruppen vernetzen, um Ideen und Prototypen für eine Kirche nach dem Lockdown zu entwickeln.

Die pandemischen Zeiten haben die Kirchen herausgefordert – mancherorts wurde das wörtlich genommen. Muster und Strukturen wurden hinterfragt und neu gedacht. Bislang unbekannte Räume erschlossen. Ziel des Hackathons ist es, das kreative Potential dieser Entwicklungen für #glaubengemeinsam nach dem Lockdown innovativ weiterzudenken und vor allem: einfach mal zu machen. Die y-nachten Redakteur:innen Antonia Lelle und Christoph Naglmeier sprachen im Vorfeld der Veranstaltung mit Anna-Nicole Heinrich, einer Mitinitiatorin des Glaubenshacks, über die Besonderheiten des Formats, seine Hintergründe und Zukunftsperspektiven.  

Hi Anna-Nicole! Warum sollte man beim Hackathon #glaubengemeinsam mitmachen?

Anna-Nicole Heinrich: Ich versuche mich kurzzufassen: Es ist eine tolle Möglichkeit, mit Leuten an Ideen, Prototypen und Projekten zu arbeiten, mit denen man sonst vermutlich nicht an Projekten arbeiten würde. Dazu kann man an diesem Wochenende auf einen großen Pool an Expert:innen und Mentor:innen zurückgreifen, die einen einfach mal on demand bei der Weiterentwicklung unterstützen können. Und natürlich, weil 48 Stunden mit so vielen Leuten digital auch richtig viel Spaß machen.

Was muss man denn mitbringen, um am Hackathon teilnehmen zu können?

Anna-Nicole Heinrich: Der Hackathon ist erst mal offen für alle. Digitale Affinität ist aber natürlich von Vorteil, da wir uns digital vernetzten und mit digitalen Tools arbeiten.

Prinzipiell gilt: Kreativität und Bock, sich ein Wochenende lang darauf einzulassen, eine konkrete Idee mitzudenken, sollte man mitbringen. Es lassen sich aber keine exakten Skills benennen, die man unbedingt braucht.

Wahrscheinlich werden Menschen, die mit Webentwicklung, Design oder Ähnlichem Erfahrungen haben, sehr gefragte Menschen sein. Aber die kommen auch nur voran, wenn wir Leute dabei haben, die in der Praxis verankert sind und wissen, was überhaupt gebraucht wird. Und die kommen wiederum gut voran, wenn es ein paar kleine Störenfriede gibt, die immer sagen „aber das ist doch von vorgestern.“ Also: Alle sind willkommen!

Was hat sich im Vergleich zum Hackathon #glaubengemeinsam von letztem Jahr verändert?

Anna-Nicole Heinrich: Es hat sich einiges verändert. Die größte Veränderung für die Anmeldephase ist, dass man sich auch als Gruppe anmelden kann. Wir haben gemerkt, dass es da viel Nachfrage gab, die wir beim letzten Mal nicht so richtig bedienen konnten. Die zweite große Veränderung ist, dass wir uns dieses Mal von Anfang an auch Gedanken gemacht haben, was danach kommt. Das heißt, am Ende des Hackathons wird es drei Abgabekategorien geben. Man kann erstens sagen: „Wir haben hier an einer Idee gearbeitet, die auch weiterhin eine Idee ist. Wir wollen die Idee hinaus in die Welt posaunen, in so eine Art Ideenpool. Die zweite Möglichkeit ist die Abgabe eines fertigen Prototyps. Hier gibt es anschließend Programme, in denen diese Prototypen gepitcht werden können. Dort gibt’s dann die Möglichkeit für weiteres Feedback und Realisierungsunterstützung. Eine dritte Variante ist: „Wir haben dieses Wochenende an einem Projekt gearbeitet und es weitergedacht.“ In diesem Fall wird nochmal eine Plattform zur Präsentation des Projekts geboten, die natürlich die Möglichkeit bietet, ordentlich Werbung zu machen.

Wie seid ihr eigentlich damals auf die Idee gekommen, den Hackathon 2020 ins Leben zu rufen?
Anna-Nicole Heinrich: 2020 war der Hackathon am ersten Wochenende des Lockdowns. Wir sind elf Tage vorher auf die Idee gekommen, als ich mit ein paar Bekannten in einer Gremiumssitzung unserer Kirche war und dort aufgezählt wurde, was alles in den nächsten Wochen abgesagt wird, weil ja der Lockdown kommt. Kurz vorher hatten wir beim Hackathon der Bundesregierung mitgemacht und dann im Leitungsgremium der Kirche droppen lassen: „Hey, wenn wir jetzt eh nichts machen können in den nächsten Wochen, lasst uns doch einfach mal so einen Hackathon machen.“ Und dann haben alle – ich sag’s jetzt einfach mal so – alten weißen Männer gesagt: „Ja ja, gute Idee Frau Heinrich, das nehmen wir mal so mit.“ Dann haben wir im Anschluss gesagt, dass es mit einem „nehmen wir mal so mit“ nicht passieren wird und haben es einfach selbst in die Hand genommen und in elf Tagen umgesetzt.

Um es nochmal kurz zu formulieren, der Impuls war: „Wir zeigen euch, dass man, wenn man will, sowas auch einfach mal machen kann!“

An welche Erfahrung vom letzten Jahr erinnerst du dich gerne zurück?

Anna-Nicole Heinrich: Da kommt mir sofort etwas in den Kopf. Wir haben die Abschlussandacht online gestreamt, weil die Öffentlichkeit dabei sein wollte.

Da haben dann mal so 600 bis 700 Leute ein „Amen“ in den Chat geschrieben. Das war für mich das Beeindruckenste am Hackathon.

Wie sieht für Dich Kirche im 21. Jahrhundert aus?

Anna-Nicole Heinrich: Ich muss immer aufpassen, dass ich das nicht zu konkret denke. Ich habe gerade erst einen spannenden Podcast zur Ökumene gehört, deshalb formuliere ich das jetzt möglichst vorsichtig. Also auf jeden Fall mit weniger Mauern zwischen den Konfessionen. Mit mehr gemeinschaftlicher Glaubensausübung, weil ich denke, dass das Konfessionsspezifische, das Trennende gerade auch für unsere Generation immer weniger eine Rolle spielt und ich hoffe, – und das ist natürlich etwas Super-Binnenkirchliches und Strukturelles – dass in allen unseren Kirchen im 21. Jahrhundert niemand mehr Jobs machen muss, auf die er keinen Bock hat. Sondern dass wir Leute gewinnen, die das, was sie machen, gerne machen.

Und dass wir auch Menschen, die andere Sachen gut können, dazu motivieren, in unseren Kirchen mitzuarbeiten.

Vielen Dank für das inspirierende Gespräch!

Interesse geweckt? Antonia und Christoph werden für y-nachten vom Hackathon berichten. Falls auch Du dabei sein willst, kannst Du Dich unter glaubengemeinsam.de anmelden.

 

Hashtag der Woche: #glaubengemeinsam


Beitragsbild: #glaubengemeinsam

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anna-nicole heinrich

Studiert nach ihrem Bachelor in Philosophie zwei interdisziplinäre Masterstudiengänge: Digital Humanities und Christliches Menschenbild & Werte in Regensburg. Sie ist eine der Imitator:innen von #GLAUBENgemeinsam und engagiert sich ehrenamtlich in der EKD.

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